1). 26.11. 18 Uhr im Nordost-Institut (Eintritt frei)
Flirten auf dem Eis – Erinnerungen an das Schlittschuhlaufen
Vortrag und kleine Ausstellung mit Anja Wilhelmi
Der Schlittschuh ist eine traditionell nordeuropäische Erfindung, sein Nutzen veränderte sich im Laufe der Geschichte weg von einem reinen Gebrauchsgegenstand hin zu einem Vergnügungs- und Sportutensil.
Auch im Baltikum, besser gesagt: in den Ostseeprovinzen des Russischen Reiches, nahm das Schlittschuhfahren einen festen Bestandteil in der Erfahrung der deutschen Bevölkerungsgruppe ein. Schlittschuhfahren als eine biografische Erfahrung lässt sich durch zahlreiche Lebenserinnerungen belegen. Mit der Bewegung auf dem Eis waren insbesondere Erinnerungen an erste Begegnungen mit dem jeweils anderen Geschlecht verbunden. Diesen Romanzen auf dem Eis wird im Vortrag nachgegangen.
Der Vortrag ist Teil der Veranstaltungen, die 2024 in Lüneburg von verschiedenen Einrichtungen unter dem Titel „Tartu2024“ ausgerichtet werden. Lüneburg, die Partnerstadt von Tartu, möchte damit die diesjährige Europäische Kulturhauptstadt in die Aufmerksamkeit der Lüneburgerinnen und Lüneburger und der Gäste der Stadt rücken und auf kurzweilige Weise über die estnische Stadt sowie die Kooperationen zwischen Tartu und Lüneburg informieren.
2). Mi., 27.11. 18 Uhr im Lesesaal der Nord-Ost-Bibliothek, 21335 Lüneburg (Eintritt frei)
Gespaltene Gesellschaft in Estland? – Podiumsdiskussion
mit Merit Kopli, Vello Pettai und Katri Raik, Moderation: David Feest
Wie auch in Deutschland, so wird auch in Estland darüber debattiert, ob das Land gespalten sei – etwa zwischen der estnischsprachigen Mehrheit und der russischsprachigen Minderheit oder aber zwischen jenen Teilen der Gesellschaft, die mit den rasanten Transformationsprozessen nach 1991 Schritt hielten, und jenen, die das nicht vermochten, oder zwischen den dynamischen Städten und den ländlichen Gebieten, die mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Abwanderung zu kämpfen haben. Ähnlich wie in Deutschland dienen dabei Begriffe wie etwa „moderner Liberalismus“, „political correctness“ oder aber „wokeness“ eher der Abgrenzung von politischen Gegnern als einer sachbezogenen Auseinandersetzung. Was aber bedeuten solche Begriffe im estnischen Kontext? Welche spezifischen Diskurse verbergen sich dahinter? Wie weit reichen die zu beobachtenden Spannungen? Das Nordost-Institut und die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde haben drei Experten eingeladen, um diese Fragen zu diskutieren und Einblicke in die gesellschaftlichen Debatten des baltischen Staates zu geben. Sie werden einen Blick in die Geschichte geben, um die Spezifik und die Dimensionen der aktuellen Debatten verständlich zu machen. So wird es um das Erbe der sowjetischen Unterdrückung ebenso gehen wie um die Sorgen der Esten um ihre Sprache oder um ihr Bewusstsein um die kleine Größe und die geografische Lage ihres Landes. Zugleich offenbart die Beschäftigung mit diesen Fragen Probleme, die für unser Demokratieverständnis von grundsätzlicher Bedeutung sind – ab wann beispielsweise offenbart sich hinter der Meinungsvielfalt demokratischer Staaten eine gespaltene Gesellschaft? Welche Mechanismen vermitteln zwischen den divergierenden Weltsichten und wie kann die Politik eine solche Vermittlung unterstützen?
Unsere Gesprächspartner sind:
Merit Kopli, Kulturattachée an der Botschaft der Republik Estland in Berlin und ehemalige Chefredakteurin der Zeitung Postimees,
Vello Pettai, Politologe und Direktor des European Centre for Minority Issues in Flensburg,
Katri Raik, Wissenschaftlerin und Politikerin, ehemalige Bürgermeisterin von Narva und ehemalige Innenministerin der Republik Estland.